Interview mit dem Initiator des Chiemgauers

Die Verbindung zwischen Christian Gelleri und Schwarz Druck

Christian Gelleri ist der Initiator der Regionalwährung Chiemgauer und hat mit seinem Engagement einen maßgeblichen Anteil dazu beigetragen, die Verbreitung von Regiogeldern in Deutschland voranzutreiben. Mit 6 Schülerinnen initiierte er 2003 den Chiemgauer, der sich mittlerweile als
umsatzstärkste Regionalwährung Deutschlands etabliert hat. Zudem ist er  Vorstandsvorsitzender der Sozialgenossenschaft Regios eG, wo er mit seinem Team den Chiemgauer zum elektronischen Zahlungsmittel weiterentwickelt hat.

Sein aktuelles Projekt ist der Klimabonus – eine neue Komplementärwährung, die Teilnehmende für Klima- und Umweltschutz belohnt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.  Als langjähriger Partner von Schwarz Druck sind wir neugierig und möchten mehr  von ihm wissen.

Lieber Herr Gelleri, erzählen Sie etwas zu Ihren spannenden Projekten.
Aktuell bin ich neben meiner Vorstandsfunktion bei der Regios als Projektleiter beim Klimabonus Chiemgauer e.V. tätig. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, treibhausgasmindernde Maßnahmen zu belohnen. Hierbei arbeiten wir mit Kommunen, Firmen, Vereinen zusammen und beziehen private Haushalte und Mitarbeitende in das Belohnungssystem mit ein. Die Verbindung zwischen regionaler Wirtschaft und Nachhaltigkeit ist wirklich ein spannendes Experiment, das erfolgreich aufgeht. In meiner zweiten Funktion bei der Regiosgenossenschaft bin ich vorwiegend in der
Rechenzentrale tätig, wo wir dafür sorgen, dass die Chiemgauer-Zahlungen und Abrechnungen im Hintergrund einwandfrei abgewickelt werden.

Wie kann man sich das Projekt Klimabonus vorstellen?
Eigentlich über drei Schritte: Informieren. Reduzieren. Kompensieren. Bedeutet, wir berechnen erst Ihren CO2 Fußabdruck und stellen dann fest, wo Sie CO2 einsparen können. In der zweiten Phase kommt der Chiemgauer zum Einsatz, denn pro 10 Kg je CO2 Einsparung erhält man für bestimmte, nachmessbare Maßnahmen einen Klimabonus. Und nachdem man den CO2-Fußabdruck ja leider  icht komplett verschwinden lassen kann, bieten wir regionale Kompensationsprojekte an, um ihn zumindest auszugleichen. Diese Methode nutzt zum die Stadt Traunstein, die Belohnungen für die Installation von Photovoltaik- Anlagen ausreicht. Die Stadt erhält vom Klimabonus Minderungsnachweise und stellt  dies bilanziell zum Beispiel den nicht vermeidbaren Emissionen der Stadtverwaltung gegenüber. Bilanziell wäre die Verwaltung der Stadt Traunstein demnach schon heute treibhausgasneutral. Zugleich fördert die Stadt mit der nur lokal gültigen Gutscheinwährung das lokale Gewerbe und regt auch diese zum nachhaltigen Mindern von CO2 an.

Toll, dass Sie zwischen den beiden Bereichen regionale Wirtschaft und Nachhaltigkeit solch einen Schulterschluss schaffen. Welche Gebiete deckt denn der Chiemgauer ab?
Der Chiemgauer ist in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein vertreten, schwerpunktmäßig im Umkreis von 20 km rund um den Chiemsee. Am stärksten ist  der Chiemgauer in Traunstein vertreten, aber auch in Prien am Chiemsee, in Rosenheim, in Obing und in Wasserburg am Inn gibt es etliche Annahmestellen. Dabei kann man in verschiedenen Geschäften mit dieser Währung bezahlen? Ja genau. Da ein Chiemgauer einem Euro entspricht, ist das Zahlen denkbar einfach. Bei 50 Geschäften kann direkt mit der Chiemgauer Regiocard bezahlt werden. Unsere schönen Chiemgauer-Scheine akzeptieren über 400 Annahmestellen. Die meisten Firmen geben ihre Chiemgauer wieder aus. Ein getauschter Chiemgauer
erzeugt ungefähr drei Chiemgauer Umsatz in der Region, bevor er wieder in Euro getauscht wird und die Region verlässt. Man kann sozusagen mit dem Chiemgauer auch weltweit einkaufen, aber das kostet dann eine Gebühr von 5% und davon erhalten gemeinnützige Vereine in der Region den größten Teil. Über 800.000 Chiemgauer wurden seit Gründung schon an 300 Projekte ausgeschüttet!

 

Wie arbeiten Sie mit SD zusammen?
Die Zusammenarbeit begann bereits 2004, als der Chiemgauer noch ein Schülerunternehmen an der Waldorfschule in Prien war. Kurz nach der Gründung des Chiemgauer e. V. war das Sicherheitspapier der Firma Schwarz-Druck eine der ersten größeren Investitionen zusammen mit einem Farblaserdrucker. Die Schülerinnen waren begeistert von den verschiedenen Sicherheitsmerkmalen, die bis heute noch nie erfolgreich gefälscht werden konnten.

Wie hat sich die Zusammenarbeit entwickelt?
Der Chiemgauer wird im Mai 20 Jahre alt, die Zusammenarbeit währt fast genauso lang. Es war schon besonders, als der Vertriebsmitarbeiter den Schülerinnen das Sicherheitspapier anhand von Musterproben vorgestellt hat und diese ihren ersten größeren Auftrag verhandelt haben. Es gab dann auch noch eine weitere Angebotseinholung und für die Lernsituation war das natürlich wunderbar. Der Chiemgauer wurde im Laufe der Zeit größer und es wurde angeregt durch die Sicherheitsmaßnahmen bei der Druckerei selbst ein Verwaltungssystem für die Gutscheine entwickelt, das durch das Vier- und Sechsaugenprinzip sicherstellt, dass alle Bewegungen des Papiers und der Scheine dokumentiert sind. Da der
Chiemgauer mittlerweile eine größere Menge druckt, lassen wir die Scheine zur Zeit direkt bei SD drucken.

Was gefällt ihnen an der Zusammenarbeit besonders?
Vor allem die Flexibilität. Wir haben mit mehreren Regionalwährungen zusammengearbeitet und haben einen Sammeleinkauf organisiert, damit es für die einzelnen Initiativen günstiger wird. Die Sicherheitspapiere wurden gemeinsam vorkonfektioniert, da sind die Mitarbeitenden von SD unheimlich kreativ und professionell. Da bleiben keine Wünsche offen und meistens ist es auch in einem fairen preislichen Rahmen. Da wir beim Klimabonus Serien in geringer Auflage benötigen, stellen Druckereien vor Ort die Scheine fertig. Einheitlich sind die Seriennummern, so dass wir genau wissen, wer welche Scheine in Umlauf bringt. Im individuellen Druck lassen wir die Scheine schick und individuell aussehen. Kinder
haben die Scheine ebenso gestaltet wie Kunstschaffende, Menschen mit Behinderung und professionelle Grafikerinnen. Der Chiemgauer hat eine Mitmachkunst entwickelt, die dem Verständnis eines demokratischen Geldes entspricht.

Könnte etwas besser laufen?
Wir hatten mal über Sonderpapiere oder Baumwollpapiere nachgedacht, allerdings ist dann die Frage der Entsorgung und der Klimabilanz aufgekommen. Kleinauflagen wären hier allerdings nicht mehr möglich und auch preislich bewegen wir uns in anderen Dimensionen. Außerdem bringen wir ja alterndes Geld heraus, das eine begrenzte Zeitdauer hat, da passt ein natürlicher Rohstoff wie Zellulose letztlich besser.

Gibt es noch etwas, was Ihnen am Herzen liegt?
Ja, wir machen aktuell ein Klimabonusprojekt. Ein großer Wunsch wäre, dass die Druckerei Schwarz Druck beim Klimabonus mitmacht und einen Beitrag zur Klimaneutralität in der Region leistet. Zugleich würden mit dem Klimabonus auch gemeinnützige Vereine unterstützt. Denn von den 5 % Rücktauschgebühren, die für den Rücktausch in Euro fällig werden, gehen 3 % an gemeinnützige Vereine. Es wäre Ausdruck ökologischen Engagements und zum anderen wird gemeinsam ein soziales Netzwerk aufgebaut. Das Ganze ist übrigens sehr einfach: Man braucht lediglich ein zweites Konto, das in Euro geführt wird und besonderen Regeln unterliegt, bei der lokalen Hausbank und meldet sich bei uns an. Und schon ist man in dem Netzwerk dabei. Alles andere als kompliziert.

Lieber Herr Gellerie, herzlichen Dank für den ehrlichen Austausch, das
Feedback an uns und vor allem auch an für die Idee, das Klimabonusprojekt zu
unterstützen. Großartig, was Sie alles machen, wofür Sie sich einsetzen und
wie Sie für die Themen brennen, die Sie vorantreiben.

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