Gemeinsam für ein Lächeln!

Neues Herzensprojekt: Unterstützung der Klinik Clowns.

Schwarz Druck hat ein neues Herzensprojekt gestartet: die Unterstützung der Klinik Clowns.
Aber wer sind eigentlich die Klinik Clowns und was machen sie genau? Diese Frage haben sich viele gestellt. Deshalb traf sich Marco Castiglioni, CSO von Schwarz Druck, am 28. Februar mit dem Klinik Clown Luitpold Klassen, um diese Tätigkeit genauer zu hinterfragen. Wir haben „Lupino“ einige Fragen gestellt. Die Antworten berühren sehr.

 

Wie sind Sie zu den Klinik Clowns gekommen und was hat Sie dazu inspiriert?

Zu den KlinikClowns bin ich 2007 gekommen, nach meiner Clown-Schauspielausbildung. Ich habe diese von 2004 bis 2006 in Mainz absolviert – eine Clownsausbildung mit Schwerpunkt Schauspiel, die mit einem staatlich anerkannten Berufsschulabschluss absolviert wird. Dies ist ein erlerntes Handwerk, das Fähigkeiten wie Einradfahren, Stelzenlaufen, Pantomime, Akrobatik, Stimme, Gesang und natürlich Clownerie in Theorie und Praxis umfasst. Nach meinem Umzug von Mainz nach München überlegte ich, wie ich meine Ausbildung nutzen könnte. Ich fand natürlich keine Anzeige in der Zeitung, die explizit nach Clowns sucht. Dann erfuhr ich von den KlinikClowns Bayern e.V. Ich bewarb mich dort im Jahr 2006 und wurde zu einem Casting eingeladen, das im März 2007 stattfinden sollte – Dabei stellte ich mich so „ungeschickt“ an, dass ich doch glatt aufgenommen wurde (grinst J). So wechselte ich von der klassischen Clownerie zu den KlinikClowns.

 

Was ist denn der Unterschied zwischen den beiden Clowns?

Ein Zirkusclown spielt in der Regel in einer Manege. Er spielt lustig, er spielt plakativ und er spielt laut. Nicht von der Stimme, sondern von der Körpersprache und seinen Bewegungen, damit man ihn auch von ganz weit hinten noch sehen, hören und vor allem über seine Späße lachen kann.

Und wenn er seinen Job gut gemacht hat, bekommt er einen riesengroßen Applaus. 

Ein KlinikClown spielt in der Regel in einem Kinderkrankenzimmer. Vor einem Kind, vielleicht zwei, Mama und Papa, die da sind. Der spielt auch lustig, aber eher vorsichtig, einfühlsam, emphatisch. Und wenn er es schafft, ein Lächeln auf das Gesicht des Kindes zu zaubern, oder was manchmal vielleicht noch wichtiger ist, auf das besorgte Gesicht der Eltern, dann ist es der größte Applaus für einen KlinikClown. 

Das ist ein Unterschied. Die Begegnung liegt in der Improvisation, d.h. es sind keine einstudierten Stücke, die man vorspielt und dann geht man wieder raus. Wir schauen erst mal, was ist in einem Zimmer. Was wird einem vorgegeben? Wie wird man empfangen? Man muss die Gesichter und die Körpersprache lesen  können und darauf reagieren. 

 

Können Sie uns mehr darüber erzählen, wie die Klink Clowns den Krankenhausaufenthalt der Kinder positiv beeinflussen?

Im Grunde genommen verändern wir die Situation. Auf der Kinderstation eines Klinikums erleben die Kinder eine etwas andere Realität als im Außen. Wir sind u.a. auf der Kinderonkologie, Kinderkardiologie, in kinderorthopädischen Einrichtungen, aber auch auf der Kinder-Palliativstation unterwegs. Dort verbringen die Kinder oft sehr lange Zeit im Krankenhaus, manchmal sogar monatelang oder jahrelang. Diese Kinder haben ihren Alltag auf Station, der sich meist nur durch Untersuchungen verändert. Wenn wir als KlinikClowns auftauchen, bringen wir eine neue, eine andere Energie mit. Wir werden zu Spielpartnern, was etwas sehr Schönes ist. Auch werden wir schon immer erwartet von den Kindern. Die Kinder merken sich auch alles, beispielsweise wenn man ihnen etwas Bestimmtes verspricht. Das musste ich leider schon mal schmerzlich erfahren, wie es ist, etwas zu vergessen, während das Kind die ganze Woche darauf gewartet hat. Der Alltag dieser Kinder unterscheidet sich einfach stark von den Kindern draußen, die mit Freunden spielen und abgelenkt werden können.

 

Auf der Kinderkardiologie dürfen beispielsweise Geschwisterkinder unter 12 Jahren die Intensivstationen nicht besuchen, was zu Trennungen in Familien führt. Als KlinikClowns sind wir dort Spielpartner, Zuhörer,  und manchmal sogar jemand, den man vor die Tür setzen darf. Es kam auch schon vor, dass uns ein Junge, der uns sehr mochte, einfach “RAUS” geworfen hat, obwohl wir noch nicht einmal im Zimmer waren. Wir sind dann auf den Flur, haben uns hingesetzt und uns überlegt: Was haben wir jetzt falsch gemacht? Eine Woche später haben wir von der Mama erfahren, wie gut es ihrem Sohn getan hat, uns einfach rauszuschmeißen. Die Diagnosen haben alle nicht angeschlagen, eine schlechte Nachricht jagte die nächste. Ärzte, Krankenschwestern, Reinigungskräfte und alle zum System dazugehörenden Fachkräfte wirft man natürlich nicht raus. Aber wir KlinikClowns sind eigentlich ja auch nur Gäste. Und obwohl er uns kannte, hat er die Erlaubnis von uns bekommen, uns rauszuschmeißen. Das mussten wir auch erst mal lernen. Damit musste man auch erst mal wieder umgehen. 

 

Was motiviert Sie persönlich, das zu machen?

Ich bin privat ein sehr zurückgezogener Mensch, was mir gut tut. Als KlinikClown bin ich sehr offen. Als „Lupino“ kann ich Begegnungen gestalten. Ich kann durch meine Handlungen Menschen motivieren oder sie sogar ein Stück weit verändern. Verändern insofern, dass ich jemanden aus dem Tiefpunkt mit bestimmten Mechanismen heraushole. Der Person einfach gut tue, oder ihr eine bestimmte Erlaubnis für etwas gebe. Mir ist es hier im Krankenhaus Agatharied passiert, dass ich aus der Klink raus bin und eine Frau rannte auf mich zu und umarmte mich gefühlt eine halbe Stunde, was wahrscheinlich nur 2 bis 3 Minuten waren. Sie hat angefangen zu weinen und ich wusste in dem Moment noch gar nicht, was los ist. Nach der Diagnose, dass ihr Sohn Krebs hat, hatte sie einfach das Bedürfnis, mit mir als KlinikClown diese Emotion zu teilen. Es war ein sehr berührender Moment. Diese Frau hätte das nicht mit irgend jemandem gemacht. Aber in meinem KlinikClown-Outfit habe ich der Frau irgendwie eine Erlaubnis gegeben, dass sie das einfach machen darf. Ein schöner Moment, weil sie sich so geöffnet hat und ihren Emotionen einfach Raum gegeben hat. 

 

Gibt es eine bestimmte besondere Erfahrung, die Sie besonders berührt hat?

Es gibt ganz viele, aber ich erzähle eine spezielle Geschichte. Wir hatten ein kleines Mädchen auf der Kinderkardiologie in Großhadern, die uns seit langer langer Zeit kannte. Eigentlich bin ich ja immer frisch rasiert, wenn ich meine Einsätze habe. An jenem Tag war ich über eine Woche lang nicht rasiert. Wir sind rein und haben gefragt, ob wir sie besuchen dürfen. Das machen wir übrigens immer, bevor wir ins Zimmer gehen. Dann sagte die Kleine:  „Lupino du schaust ja aus wie ein Kaktus.“ Daraufhin nahm sie mich an der Hand, setzte mich auf einen kleinen Stuhl und ging zum Schrank, wo sie einen Wasserfarbenkasten rausholte. Dann kam sie wieder und hat mich einfach im Gesicht grün angepinselt. Als sie fertig war, sagte sie: „Weißt du Lupino, ein Kaktus ist nämlich grün.“ So bin ich dann den ganzen Einsatz über mit einem grünen Gesicht von Zimmer zu Zimmer gegangen. Das Schöne an der Geschichte war, diesem Kind das Vertrauen zu schenken, dass es etwas gut macht. Natürlich hatte ich schon ein bisschen Bammel, wie sie da mit dem Pinsel in meinem Gesicht rumfuhrwerkte. Aber ich bin ganz ruhig sitzen geblieben und habe es  einfach mit mir machen lassen. Die Kinder müssen ja auch so wahnsinnig viel über sich ergehen lassen. Untersuchungen, die nicht immer angenehm sind. Wenn ich jetzt da rumgehampelt hätte und ihr meine Unsicherheit gezeigt hätte, hätte das nicht funktioniert. Kindern das Vertrauen zu schenken, „das was du machst, machst du gut“, ist so wichtig und gibt ihnen wahnsinnig viel. 

 

Wie bereiten Sie sich auf die Interaktionen mit den Kindern vor?

Eigentlich gar nicht. Durch die vielen Erfahrungen, die wir in vielen Situationen glücklicherweise machen dürfen – natürlich auch mit traurigen – gehe ich relativ unbedarft in die Zimmer. Ich mache mir keine Gedanken, was das Kind hat. Das ist für mich in dem Moment zweitrangig. Viele fragen sich: „Wie könnt ihr da spielen?“ Aber kranke Kinder wollen auch spielen. Die denken nicht ständig über ihre Situation nach, sind auch oft viel reifer als gesunde Kinder. Wenn ich manchmal 3-,4- oder 5jährige Kinder vor mir habe und sie reden höre, denke ich oft, dass vor mir ein Erwachsener steht. Durch das was sie alles schon erleben mussten in ihren jungen Jahren, haben sie sich teilweise schon viel schneller entwickelt und denken über vieles anders nach. Sie freuen sich dann einfach, wenn man mit ihnen normal umgeht. Das, was sie in dem Moment unseres Besuchs gerne machen wollen, machen wir mit ihnen, und je mehr ich mich dann als Lupino anstelle, umso schöner ist es für die Kinder. Trotz meiner Rolle als KlinikClown bin ich ja immer noch ein Erwachsener für die Kinder und Erwachsene machen in der Regel keine Fehler. Wir schon. :o) 

Das finden die Kids natürlich immer besonders lustig. 

 

Wie hat sich Ihre Perspektive auf das Leben und die Krankheit durch Ihre Arbeit verändert?

Zum einen, im Moment zu leben. Wenn ich Vorträge halte, sage ich das immer so leicht. Es ist aber für mich auch sehr schwer umzusetzen. 

 

Früher glaubte ich, dass ich die Erfahrungen nicht so nah an mich ranlassen kann. Das geht aber nicht so einfach. Ich habe viele Menschen, vor allem viele Kinder verloren, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Schön ist es, wenn man sich noch verabschieden darf, auch wenn es noch so schwer ist. Oftmals kommt man aber an und erfährt dann, dass die Person verstorben ist und man sie nicht mehr sehen wird. Das muss man verarbeiten. In meiner Zeit als KlinikClown habe ich gelernt, die Zeit, die man hat, die man gemeinsam verbringen darf, zu genießen. 

 

Zum anderen habe ich von meinem Sohn gelernt, ein Problem erst dann wichtig zu nehmen, wenn es da ist. Nicht schon vorher den Kopf zermartern.

 

Gesundheit, ja Gesundheit ist das höchste Gut. Ein Gesunder hat 1000 Wünsche. Ein Kranker hat nur einen Wunsch: gesund zu werden. Das ist so ein banaler Satz. Aber genau das ist es. 

 

Welche Art von Reaktionen haben Sie von Eltern o. medizinischem Personal erhalten?

Die schönste Reaktion, die ich vom Personal erfahren habe, war nach dem Lock Down. In der Coronazeit waren die KlinikClowns nicht systemrelevant und durften nicht mehr in die Krankenhäuser. Wir waren dann lange Zeit nicht mehr im Krankenhaus, meldeten uns aber trotzdem mit Karten, Kalendern oder Luftballons – ich bin ja auch Ballonkünstler. Ich habe dann aus Luftballons Schwestern, Pfleger und Ärzte, aber auch Blumen und kleine „Wir denken an Euch“ gebaut und diese unten am Empfang abgegeben. Als wir dann wieder in Krankenhäuser und Heime durften, war das Willkommen mit Tränen und Umarmungen sehr emotional. Wir haben richtig gespürt, dass wir gefehlt haben. Der Krankenhaus-Alltag ist für viele Routine. Aber wenn jemand kommt, der anders ist und kurz jemanden zum Lächeln bringt… das ist einfach nur schön. 

 

Welche Art von Unterstützung benötigen die Klink Clowns, um ihre Mission erfolgreich fortzusetzen?

Alles, was in die Öffentlichkeit kommt, ist gut für uns, damit die Menschen ein Bewusstsein dafür bekommen, wer wir sind und was wir tun. Es gibt viele, die uns immer noch nicht kennen und sich fragen, was wir eigentlich tun. Eine Dame meinte mal am Vorbeigehen, ein KlinikClown wäre wohl das Unwichtigste überhaupt… dachte sie früher – auch eine schöne Geschichte aus Großhadern. Dann kam sie nochmal und meinte: „…bis zu dem Moment, wo meine Tochter mit einem Herzfehler auf die G9 nach Großhadern kam. Wir haben Sie damals gesehen, als Sie aus der Ferne Seifenblasen gemacht haben. Ich kann mich erinnern, dass Sie eine Blase gefangen, in den Luftballon gesteckt, langsam aufgepumpt und dann der Kollegin geschenkt haben. Die Kollegin hat dann den Ballon ganz langsam und vorsichtig mir gegeben, um ihn meiner Tochter zu schenken. Daraufhin hat sie gelächelt. In dem Moment wusste ich, wie wichtig KlinkClowns sind.

 

Manche haben dieses Bewusstsein einfach (noch) nicht, weil sie es nicht wissen, oder auch noch nie in so einer Situation waren. Deshalb sollte das mehr in die Öffentlichkeit getragen werden. Und natürlich sind auch Sponsoren und Spender sehr wichtig. Die Einsätze der KlinikClowns werden natürlich bezahlt. Diese Bezahlung ist aber nicht vergleichbar mit Gagen die in der Regel ein Künstler normalerweise bekommt. 

Für die Einrichtungen, Kliniken und Krankenhäuser sind die Einsätze meist, bis auf Ausnahmen kostenfrei. 

Mittlerweile gibt es 75 KlinikClowninnen und KlinikClowns im Verein KlinikClowns Bayern e.V. Und die Einsätze finden in einer Regelmäßigkeit auch in ganz Bayern statt. Dann kommen natürlich auch noch Materialien wie, z.B. Luftballons, Seifenblasen, Zauberartikel und und und dazu. Auch Weiterbildungen, Supervisionen und Organisation. In der Menge, und im Gesamten, kostet das natürlich auch viel Geld. Deshalb ist der Verein KlinikClowns Bayern e.V. auf Spenden und Sponsoren angewiesen. 

 

Gibt es noch etwas, was Sie den Lesern mitteilen möchten?

Bleibt gesund. Achtet auf euch. Und verliert nie die Hoffnung.

 

Lupino, größte Hochachtung seitens Schwarz Druck für diese großartige Mission, der du dich verschrieben hast. Du öffnest Herzen, berührst sie und schaffst das Wertvollste, was es gibt: ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Wir sind sehr dankbar für diesen Einblick, den du uns gegeben hast. Wir alle sollten bewusster und vor allem mit Dankbarkeit und Demut durchs Leben gehen. 

Dabei so besonderen Menschen wie den KlinikClowns größten Respekt zollen. Wir hoffen sehr, dass wir noch viele weitere Menschen und Firmen animieren können, eure großartige Arbeit zu unterstützen. Danke!

 

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